Ostern 2001

Urprünglich war geplant, während der Ostertage im “wilden Osten“ etwas im Sand herumzufahren und ein wenig Outdoor/Incar-Camping zu machen, aber manchmal kommt es eben etwas anders, als man denkt. Abenteuerlich genug war es dennoch.
Wie immer bin ich nicht früh genug von zu Hause weggekommen, also fällt volltanken und Reifendruck kontrollieren erst einmal flach. Aber egal, der Tank ist noch ausreichend voll, um zum Jörg nach Lißberg zu kommen, und dort kann man ja immer noch tanken. Und die Reifen sind so unglaublich dicht, daß ich in fünf Jahren nur zweimal etwas Luft nachfüllen mußte.
Abgehetzt erreiche ich den Kerzendorfschen Hof, und stelle zufrieden fest, daß ich nicht zu spät komme. Erst mal noch den Magen vollschlagen und die Batterien noch mal kurz ans Netz anklemmen. Nachdem auch der IFA W50 startfertig ist, geht es los. In Gedern werden dann noch zwei große Schlauchboote in den 911er geladen, und los geht's Richtung Erfurt, wo Anja und Uli mit ihrem IFA L60 auf uns warten....
Abgesehen von dem typischen Osterstau und dem charakteristischen Pommesbuden-Geruch, der Jörgs IFA, dank hochprozentiger Salatöl/Biodiesel-Tankfüllung entströmt, verläuft die Fahrt recht angenehm. Nachdem Martin bei mir an Bord war, wurde es auch nicht langweilig. Erstaunlich, wie gut der IFA vor mir am Berg noch zieht. Und das trotz 20 PS weniger. Ist eben feinabgestimmtes Kerzendorf-Tuning....
Es ist schon dunkel, als wir auf dem Gelände von Kakteen-Haage eintreffen. Obwohl Uli und Anja schon reisefertig sind, beschließen wir, doch noch in Erfurt zu übernachten, und in aller Frühe in Richtung Berlin zu starten.

Am nächsten Morgen rollen drei Laster vom Haageschen Hof. Ziel: “Mc Doof“, zum Frühstücken. Leider war der Mc noch zu, also geben wir den Lastern erst mal was zum Saufen. Tanken geht auch nur Dank Kreditkarte, denn auch die Tankstelle hat auch noch zu.

So streben wir der Autobahn zu, Frühstück muß halt warten. Auf der Autobahn fällt uns auf, daß Ulis L60 trotz einer Nominalleistung von 170 PS der Langsamste am Berg ist. An der dreiviertel Tonne Spezialerde wird es wohl nicht liegen, die sollte er normal mit Links schaffen.
Der nächste Rastplatz mit Mc wird angefahren. Nach dem mehr oder weniger reichhaltigen Frühstück geht es wieder auf die Autobahn. Die Kolonne: Uli und Anja im L60, gefolgt von Jörg und Eva im W50 und zuletzt von Martin und mir im 911er.
Kurz vor Leipzig dann das vorzeitige Aus. Ulis L60 betätigt sich als Nebel-Werfer und hinterläßt eine beachtliche Ölspur, gemischt mit einigen interessanten Metallklumpen. Trotz allem läuft der Motor noch irgendwie. Standstreifen ist angesagt. Man kann nur von Glück reden, daß wir nicht nachts in Erfurt gestartet sind. Warndreieck aufgestellt und erst einmal im Graben Stellung bezogen. Dann wird der Schaden begutachtet. Der Motor hat ein Loch. An Weiterfahrt, oder notdürftige Reparatur ist nicht zu denken.

Der ADAC-Pannenhelfer(???), auf den wir noch gewartet haben, weil gerade 200 Meter hinter uns jemandem der Ölfilter abgefallen ist, bestätigt nur wieder alle Vorurteile. Obwohl Anja Mitglied bei diesem Verein ist, weist dieser uns trocken ab “über 5 Tonnen ist der ADAC nicht zuständig“. Auch das nötige Rangieren zum Ankoppeln des L60 will er nichtmal mit seinen hübschen Blinklichtern absichern, und das hätte ja gar nichts mit dem Gewicht des L60 zu tun. Als der ADACler mit seinem Abschlepper auf die Autobahn auffährt, nutzen wir die Gelegenheit zum Rangieren. Obwohl wohl der Jörg den L60 bestimmt auch gerne abgeschleppt hätte, läßt er mich den Uli-Laster schleppen. Also für mich Spannung pur, es ist schließlich schon über zwei Jahre her, daß ich mit einem Hängerzug gefahren bin.
Also nichts wie runter von der Autobahn. Nächster Halt: Ein nahegelegenes Industriegebiet. Hier wurden die letzten Vorbereitungen für den Rücktransport getroffen. Die Gelenkwellen zu den Achsen müssen abgebaut werden und die Federspeicher-Handbremse notgelöst werden. Eine gute Möglichkeit, Schraub-Erfahrung zu sammeln, und das nicht auf meine eigenen Kosten. Auch das restliche Öl-Wasser-Gemisch wird “in die Pfanne gehauen“.


So vorbereitet geht es wieder auf die Straße. Nachdem der L60 ca. 7 Tonnen wiegt, hat der 911er ganz schön zu schleppen. In der Ebene kein Problem, bergauf geht es nur im Kriechtempo, und bergab schiebt der IFA mächtig. Zu allem Überfluß fällt dann nach kurzer Strecke noch die Bremse am L60 aus. Also müssen die Bremsen des 911ers den ganzen Zug halten. Uli hat jetzt die schwierige Aufgabe, zu verhindern, daß der Zug einknickt, weil er mir ungebremst an der Abschleppstange hängt. Sehr entgegen kommt mir jetzt, daß jeder Durchschnitts-PKW-Fahrer einem solchen Gespann den nötigen Respekt erweist. So kommt man auch bei schwieriger Verkehrslage immer irgendwie durch.
In Naumburg wird dann wieder Stop bei McDoof gemacht. Mittagessen ist angesagt. Zu allem Überfluß verfahren wir uns noch in Naumburg.
Nach 7 Stunden ist es geschafft, wir laufen wieder auf dem Haageschen Hof ein. Auf den letzten 5 Metern passiert schließlich das, was passieren mußte. Der L60 fährt ungebremst weiter, obwohl ich schon stehe. Die Abschleppstange verkeilt sich in der Stoßstange, und verbiegt sich. Jörgs IFA W50 befreit uns dann aus dieser Zwangslage, indem er den L60 rausreißt. Inzwischen ist auch Ralf eingetroffen, den wir mit seinem Robur-Bus bei Berlin treffen wollten.
Wir entschließen uns, aus dem Wochenende das beste zu machen und entscheiden und dazu, am nächsten Tag zu paddeln, schließlich hatten wir ja extra die Boote ausgeliehen.

Unser heutiges Ziel: Erholen!!! Und das auf dem Wasser. Also Boot in den LT geschmissen, Leute in den Passat, kurz für den Abend eingekauft und dann auf Richtung Unstrut, dem am besten paddelbaren Fluß in der Nähe. Obwohl es doch recht kalt und windig ist, ist die Stimmung gut. Einziger Ärger, die Schleusen-Wärtin, behauptet, die Schleuse sei kaputt und läßt uns das unhandliche Boot über die dichtbewachsene Schleuse tragen. Danke!!!
Abends ist gemütliches Grillen im großen Kreise angesagt.


Heute ist der L60 das Opfer des Tages. Wenn vier Schrauber losziehen, einen Motor auszubauen, dann wird selbst der größte LKW zu klein. Jörg schraubt links, Andre rechts und Ralf unten. Immerhin eine Schraube löse ich selbst, dann überlasse ich das Feld den IFA-Experten. Die manischen drei Schrauber habe ich dann nur noch mit jeweils passendem Werkzeug versorgt. Das ist weniger stressig, als sich mit den drei um jede Schraube zu streiten. Und besser, als nichts zu tun, ist das allemal.

Nach anderthalb Stunden war es soweit, der Sechszylinder steht vom Gabelstapler gehalten auf einer Palette. Jetzt sieht man endgültig, was diesem Motor widerfahren ist. Am ersten Zylinder sind rechts und links handtellergroße Löcher gerissen. Durch diese popeln Andre und Jörg sogar die gebrochene Pleuelstange und den Kolben heraus. Die Zylinderlaufbuchse war nicht mehr zu finden. Irgendwie hat sie sich in viele kleine Stücke zerlegt.


Nachdem der Ersatzmotor, den Uli auf Lager hat alles andere als brauchbar war, verließen wir den L60 so.

Inzwischen hat der L60 übrigens seinen Ersatzmotor. Einige Wochen später war er schon wieder in der Weltgeschichte unterwegs.

Hier noch der Verlauf der Dinge aus der Sicht der anderen Oster-Beteiligten:
Jörg / Martin / Uli

Fotos: Kerzendorfs Bildarchiv

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